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Riester-Rentenversicherungen im Kreuzfeuer

In den zurückliegenden Jahren hat man immer wieder von einem wahren Riester-Boom lesen können. Die Zahl der staatlich geförderten Verträge über eine private Altersvorsorge, mit der sich die Versorgungslücke im Ruhestand schließen oder zumindest verringern lassen soll, hat sich nach schwachem Start dramatisch erhöht. Insgesamt sollen rund zwölf Millionen derartiger Verträge abgeschlossen worden sein.

Fast eine Million Verträge auf Eis

Nun gibt es eine ganz andere Zahl: Fast eine Million derartiger Riester-Verträge sollen zwischen 2001 und 2007 bereits mehr oder weniger faktisch auf Eis gelegt worden sein. Der Grund für dieses zunächst überraschende Verhalten: Die zum Teil sehr hohen Kosten der Verträge über eine Riester-Rentenversicherung haben die Kunden dazu getrieben, ihren Riester-Vertrag zu beenden, zu wechseln oder wenigstens die Einzahlungen ruhen zu lassen.
Nach Einschätzung von Verbraucherschützern sind es die hohen Provisionen, die bei Rentenversicherungen von Anfang an anfallen, welche die Menschen mit derartigen Produkten belasten. Experten gehen davon aus, dass die meisten Kunden zunächst überhaupt keinen Überblick hätten, wie teuer sie ihr Riester-Vertrag zu stehen kommt. Doch mit den jährlichen Abrechungen kommt dann das böse Erwachen – und oftmals die Reaktion, den Vertrag zu kündigen.

Masse setzt auf Versicherungsprodukte

Die hohe Zahl der Verträge, von denen sich die Kundschaft abgewandt hat, liegt aber auch an einem ganz profanen Grund: Die überwältigende Mehrzahl der Riester-Rentner setzt eben auf das Produkt der Rentenversicherung. Mehr als neun Millionen Verträge soll es allein hier geben, deutlich weniger sind es bei den Investmentfondsverträgen und Banksparplänen.
2,2 Millionen Riester-Sparer setzen auf Fonds gestützte Produkte, ganze 500.000 auf Banksparpläne.
Für die Anbieter von Versicherungsprodukten sind die hohen Kosten nach Einschätzung von Branchenkennern ein wichtiger Grund, diese besonders stark zu bewerben: Denn hieran werde entsprechend gut verdient, heißt es.

Unterschiedliche Bewertung der Zahlen

Hinsichtlich der Bewertung der Zahlen und besonders der hohen Kündigungszahl gehen die Meinungen auseinander. Während hier deutliche Kritik an der Konstruktion der Riester-Rentenversicherungen geübt wird, sieht der Gesamtverband der Versicherer (GDV) Presseberichten zufolge wenig Anlass, sich die Kritik zu Herzen zu nehmen. Hier wird darauf verwiesen, dass die Zahl der Kündigungen eher geringer sei, als bei Altersvorsorge-Produkten, die keiner staatlichen Förderung unterliegen.
Eine andere Zahl kommt aus dem Bafin, der Bundesfinanzaufsicht. Hier wird gemeldet, dass die Zahl der Beschwerden über Riester-Verträge zunehme. 240 in den ersten sechs Monaten 2008 stünden 290 im ganzen Jahr 2007 gegenüber. Auch diese Entwicklung wird von der Versicherungsbranche als wenig eingestuft.

Verbraucherschützer raten zur Prüfung

Die Verbraucherschützer im Land raten der Kundschaft klar, ihre Riester-Renten-Produkte auf Herz und Nieren zu überprüfen und eventuell einen Wechsel vorzunehmen. Dabei wird geraten, sich auch von optisch hohen Wechselkosten nicht von vornherein abschrecken zu lassen: Die Beispielrechnung von Branchenexperten geht davon aus, dass eine Renditesteigerung von nur 0,1 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Jahren bereits Wechselkosten von 1.000 Euro rechtfertigen könnte.