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Finanzkrise mit geringen Auswirkungen auf die Immobilienbranche

Während der Finanzkrise, die schon seit einigen Monaten die Welt in Atem hält, hat es eine ganze Reihe von schlechten Nachrichten aus der Immobilienbranche gegeben. In einigen Ländern, allen voran Spanien, England und die USA, ist der Immobilienmarkt regelrecht in die Knie gegangen, vom Platzen einer Immobilienblase ist die Rede gewesen.

In Deutschland hingegen war es dagegen vergleichsweise ruhig, was nicht zuletzt daran gelegen hat, dass es gar keinen Boom oder gar eine durch überschießende Spekulationen getriebene Immobilienblase gegeben hat. Wo nichts boomt, kann auch nichts tief stürzen. Doch ganz ohne Auswirkungen ist die Finanzkrise nicht gewesen: Manche Effekte waren sehr kurzfristiger Natur, andere haben schlichtweg längerfristige Entwicklungen befördert.

Kurzfristige Panik und Hoffnungen

Zwei gegenläufige Reaktionen hat es auf die massiven Störungen am Finanzmarkt, namentlich den Bankenpleiten großer und namhafter Finanzinstitute gegeben. Zum einen herrschte nach Angaben einiger Baufinanzierer in den Tagen danach Totenstille in ihrem Metier. Die Pleiten hatten die Menschen geschockt, sodass für einige Tage die „Räder“ in der Baufinanzierung regelrecht stillstanden.

Aber: Das war nur eine kurzfristige Reaktion des schockierten Publikums, das sich nach wenigen Tagen wieder an die Finanzierung von Immobilien machte. Doch auch in die andere Richtung haben sich diverse Immobilienmakler geirrt: Manch einer träumte von einem goldenen Zeitalter der Immobilienbranche. Ansatzpunkt sind ausgerechnet die Bankpleiten gewesen, die große Unsicherheit über das angelegte Geld gebracht hätten.

Die nahe liegende Folgerung, stattdessen doch lieber in Immobilien zu investieren, ist aber nicht zu einem Massenphänomen geworden. Zwar haben eine Reihe von Kunden ihre Kaufaktivitäten beschleunigt, doch zu einer massenhaften Entwicklung kann nach Einschätzung von Branchenexperten keine Rede sein. Es handelt sich um Ausnahmefälle, heißt es.

Bau bleibt mau

Die langfristigen Trends bleiben somit intakt, wenngleich modifiziert. Einmal bleibt es dabei, dass die Immobilien-Boom-Phase in Deutschland schon im Verlauf des letzten Jahrzehnts des vorigen Jahrhunderts zu einem Ende gefunden hat und seitdem vor allem der Neubau von Immobilien leidgeplagt ist. Daran hat sich durch die Finanzkrise nichts geändert, im Gegenteil: Die Zahl der Baugenehmigungen ist weiter gesunken, die Betonung liegt auf „weiter“.

Denn vor der Finanzkrise hat die Einstellung der Eigenheimprämie schon die ohnehin trübe Lage bei den Neubauten weiter verschlechtert. Es bleibt allerdings noch abzuwarten, ob das neu initiierte Projekt von „Wohn-Riestern“ hier für eine Belebung sorgt; mittlerweile ist es möglich, fürs Alter staatlich gefördert eine eigene Immobilie zu erwerben bzw. zu bauen.

Rekordauszahlungen von Baugeld

Dem widerspricht auf den ersten Blick, dass die Bausparkassen Rekordsummen bei der Auszahlung von Baugeld melden. Auch ist aus der Immobilienbranche zu vernehmen, dass die Zahl der vermittelten Wohnungen und Häuser eher gestiegen ist. Die Folgerung daraus ist, dass die Menschen zwar weiter Immobilien kaufen, aber eher ältere denn neue. Die Baugelder, die von den Bausparkassen ausgezahlt werden, wandern eben auch in den Kauf und die Modernisierung älterer Immobilienobjekte.

Branchenkenner gehen allerdings davon aus, dass die Finanzkrise in zweierlei Hinsicht zu einer leichten Verhaltensumstellung geführt hat. Wie in der Autobranche ist Luxus schwerer zu verkaufen, was für eine preisbewusstere Einstellung der Kunden spricht. Außerdem sei der Informationsbedarf deutlich gestiegen, die Beratungsgespräche würden wesentlich intensiver verlaufen, heißt es.

Die schockierenden Folgen des Zusammenbruchs am Immobilienmarkt in den USA haben sich also tatsächlich auf den deutschen Markt niedergeschlagen, wenngleich eher modifizierend auf längst bestehende und anhaltende Entwicklungen.