In Deutschland gibt es nach Einschätzung des Immobilienverbandes IVD einen stattlichen Bedarf an Mietwohnungen, vor allem in Ballungsgebieten. Daran habe auch die steigende Zahl der Baugenehmigungen nichts geändert, denn die Neubauten bei Mietwohnungen würden eben gegenläufig zum Bedarf in kleineren Städten häufiger hochgezogen.
Statistiken untermauern das: So sei die Zahl der Baugenehmigungen in Städten mit 30 bis 50.000 Einwohnern um den Faktor drei gestiegen, in Städten mit einer Einwohnerzahl von 50 bis 100.000 um den Faktor zwei. Dagegen sei der Anstieg in Städten mit mehr als einer halben Millionen Bewohner nur um rund ein Drittel gestiegen.
So gibt es zwar in großen Städten zahlenmäßig viele Neubauten, im Verhältnis aber nur sehr wenig neuen Wohnraum gemessen an der Bevölkerungszahl. Insgesamt hat es 2011 in Deutschland 228.400 neue Wohnungen gegeben, gut ein Fünftel mehr als noch 2010. Gleichzeitig sind aber auch die Immobilienpreise deutlich gestiegen.
Dabei gilt unter Experten nicht nur das geringe Angebot an Wohnungen als wesentlicher Faktor, denn die Angst vor Inflation. Der Drang zur Immobilie wird somit als eine Art Misstrauensvotum gegenüber den Turbulenzen in Europa und rund um die Welt angesehen. Allerdings gibt es gravierende Unterschiede.
Wer sich beispielsweise die grafische Darstellung der Preisentwicklung von Immobilien anschaut, wie sie zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung am 13.04. veröffentlicht hat, bemerkt ein starkes Nord-Süd-Gefälle. In Bayern, Baden-Württemberg und (Süd-)Hessen konzentrieren sich die Städte, mit dem stärksten Anstieg in den zurückliegenden fünf Jahren!
In den übrigen Regionen sind es nur noch die beiden Millionenstädte Hamburg und Berlin, sowie Oldenburg, Münster und Göttingen, sowie Erfurt und Jena. Unverkennbar spielt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Regionen eine wesentliche Rolle für die Preisentwicklung der Immobilien.
Unterhalb dieser übersichtlichen Entwicklung gibt es noch dramatische Veränderungen, in einzelnen Bereichen hätten sich die Preise innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Branchenkenner fürchten mittlerweile gar eine Preisspirale, im ärgsten Fall auch eine Spekulationsblase im Immobilienbereich.
Nicht nur die Preisentwicklung stimmt bedenklich, auch die Angst vor einer Inflation. Experten fürchten, dass immer mehr Zeitgenossen aus Furcht vor der Geldentwertung andere Risiken, die bei Immobilien vorhanden sind, schlichtweg ignorieren. Beispielsweise die Frage der Vermietung: Steht eine Wohnung leer, bricht möglicherweise die Finanzierung zusammen.
Dann helfen auch niedrige Zinsen wenig, die ein weiterer Grund für den Immobilienboom sind. Banken bieten vergleichsweise gering verzinste Darlehn an, doch bleibt das Risiko der Anschlussfinanzierung nach Ende der zehnjährigen Bindung bestehen.