Der Jahresanfang 2012 hat an den deutschen Börsen ein seltsames Ereignis gebracht: Der wichtigste deutsche Aktienindex, der Dax, ist steil gestiegen. Stolze 14,7 Prozent sind es zwischenzeitlich gewesen, so viel wie noch nie in seiner bis 1988 zurückreichenden Geschichte in den ersten Jahresmonaten.
Die Hausse verwundert vor allem mit Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Denn allein die Euro-Krise, die einem neuen Höhepunkt entgegengetrieben ist, gäbe genügend Anlass zur Sorge. Mehr noch: Im Schlussmonat 2011 hat die Deutsche Industrie auf die Bremse getreten und zwar ordentlich.
Die Unternehmen hätten ihre Produktion um stolze 2,9 Prozent zurückgefahren, ist zu lesen. Das ist ein sehr hoher Wert, der seinesgleichen sucht. Der letzte, größere Einbruch stammt aus den Zeiten der Finanzkrise vor drei Jahren, als die Produktion um sagenhafte 7,1 Prozent eingebrochen ist.
Der Dax scheint das zu ignorieren. Oder doch nicht? Gibt es andere Gründe, die für einen Höhenflug sprechen? Von Branchenkennern werden immerhin einige Hinweise gegeben. Die niedrigen Zinsen machen es Investoren schwer, alternative Anlageformen zu finden. Der Drang, sich auf dem Aktienmarkt zu tummeln, bekommt von dieser Seite Schubkraft.
Umgekehrt sieht es mit der deutschen Wirtschaft nicht so schlecht aus, wie die Zahlen aus dem Dezember vielleicht vermuten lassen. Im vergangenen Jahr hat die deutsche Industrie immerhin die sagenhafte Schwelle von einer Billion Euro überschritten. Das ist beachtlich und zeigt eine gegenwärtig hohe Leistungsfähigkeit.
Für die Zukunft ist allerdings wichtig, dass die Euro-Krise gelöst wird. Denn 40 Prozent des deutschen Exports gehen in die Euro-Zone der Europäischen Union. Auch wenn Griechenland immer noch auf der Kippe steht, hat sich die Lage bei anderen Ländern wie Italien und Spanien nach Einschätzung von Experten verbessert.
Bleibt noch ein Blick auf die Zukunftsaussichten der deutschen Wirtschaft. Die sind vielleicht doch nicht so übel, wie die Dezember-Zahlen aussagen. So gehen Experten davon aus, dass sich die Lage stabilisiert hat. Das Ifo-Institut vermeldet zum Beispiel, dass die Konjunkturerwartungen der befragten Unternehmen im Dezember um 1,7 Prozent gestiegen sind.
Für den Dax muss das natürlich noch lange nicht heißen, dass er weiter steigt. Denn gut möglich ist, dass die positiven Anzeichen schon eingepreist sind. Und die Risiken bleiben natürlich, allen voran Griechenland. Dort ist zum wiederholten Mal ein Sparpaket geschnürt worden.
Das könnte man als positives Zeichen sehen, wären der der Vergangenheit nicht schon etliche andere zusammengestellt worden. Doch das hat bekanntlich wenig geholfen, was von vielen Beobachtern vor allem damit in Zusammenhang gebracht worden ist, dass die einzelnen Maßnahmen nicht umgesetzt werden.