Ein Mythos ist schwer zu besiegen. Zahlen zum Beispiel helfen wenig. Vor allem wenn diese noch etwas differenziertes Nachdenken erfordern. Und mehrere Faktoren eine Entwicklung beeinflussen. So auch im Falle des Euro, der Gemeinschaftswährung in Europa, die als „Teuro“ verunglimpft wird. Dabei entpuppt sich der Euro als sichtbar stabiler als die vielgerühmte D-Mark.
Es ist wohl das Schicksal des Euro, dass dieser für Entwicklungen verantwortlich gemacht wird, die er nicht zu verantworten hat. Denn teurer geworden, schmerzhaft teurer gar, sind wichtige Produkte des täglichen Lebens schon. Allen voran die Energie. Heizöl, Diesel, Benzin haben in den vergangenen zehn Jahren seit der Euro-Einführung erheblich im Preis zugelegt.
Mit dem Euro hat das nichts zu tun. Wer im vergangenen Jahrzehnt Augen und Ohren nicht verschlossen hat, weiß um die Gründe für die stark steigenden Energiepreise. Ein relativ gleichbleibendes Angebot trifft auf eine immer höherer Nachfrage infolge der wirtschaftlichen Entwicklung, vor allem in China, Indien und Brasilien.
Das treibt die Preise, zusätzlich befeuert durch Krisen, Kriege und Spekulationen. Der Euro ist just in dem Moment eingeführt worden, als diese Entwicklung an Dynamik zulegte. Das trägt nach Einschätzung von Experten am meisten dazu bei, den Teuro-Mythos am Leben zu erhalten.
Insgesamt steht unter dem Strich eine Teuerungsrate, die unter dem liegt, was die D-Mark vorzuweisen hat. Stiegen die Preise in Euro-Zeiten um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr, legten sie in den zehn Jahren davor um jährlich 2,2 Prozent zu. Für den Zeitraum von 1948 bis 2001 werden gar 2,6 Prozent jährliche Teuerung errechnet.
Dass der Euro so ein schlechtes Bild hinterlässt, liegt nach Einschätzung von Experten jedoch auch noch an einem ganz anderen Faktor: der Entwicklung der Bruttolöhne. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Löhne in Deutschland wesentlich schwächer entwickelt als noch in den Jahren vor der Euro-Einführung.
Das führt – neben steigenden Steuern, wie der Mehrwertsteuer – dazu, dass die Menschen weniger im Geldbeutel haben und sich vergleichsweise weniger leisten können, als noch zu D-Mark-Zeiten. Auch hierfür muss der Euro oft den Kopf hinhalten, obwohl diese Entwicklung mit der Einheitswährung nichts zu tun hat.